Wenn Geld ins Haus steht, ohne dafür eine Gegenleistung erbringen zu müssen, also bei Erbschaft oder Lotteriegewinn, dann setzt oft der gesunde Menschenverstand aus, denn irgendwie träumen viele Menschen davon einen plötzlichen Geldregen zu halten, ohne dafür etwas tun zu müssen. Aber genau diese „Gier“ ruft dreiste Betrüger auf den Plan, die mit immer ausgeklügelteren Systemen, auch gebildete Menschen dazu bringen, Risiken einzugehen bei denen man bei Lichte betrachtet nur den Kopf schütteln kann. Ein besonders dreister Fall ist kürzlich auf dem Schreibtisch des Verfassers gelandet, in dem einer Dame aus dem Münchner Umland mit einer dreisten Geschichte über einen vermeintlichen Lotteriegewinn ein Schaden in Höhe von 48.000 € zugefügt worden ist. Die Besonderheit ist dabei, dass nicht etwa Geld abgeholt und überwiesen worden wäre, sondern die Betrüger haben sich mit sog. Google Play Karten, wie sie im Einzelhandel verkauft werden, vor Auszahlung des Gewinns Versicherung, Transportkosten, Notarkosten und angebliche angefallene Steuern bezahlen lassen.
Bei Anruf Glück …
Als bei Claudia M. (Name geändert) Anfang Oktober das Telefon klingelte, staunte sie nicht schlecht. 49.550 €, so teilte ihr der Anrufer freudig mit, hätte sie als glückliche Gewinnerin in einer Lotterie gewonnen. Auch, wenn sie aktiv nicht an einer Lotterie teilgenommen hatte, fiel ihr ein Anruf, den sie einige Monate zuvor erhalten hatte ein, in dem ihr mitgeteilt wurde, dass ein größerer Gewinn ins Haus stehen könne, weil sie zwischenzeitlich in der Runde der letzten 10 sei, also eine große Gewinnwahrscheinlichkeit bestünde.
… aber zunächst müssen 1.000 € Transport- und Versicherungskosten bezahlt werden
Der Anrufer gab sich dabei als Mitarbeiter einer Firma namens Prime GROUP GmbH aus, die für den Transport und die Abwicklung des Gewinns zuständig sei. Der Auszahlung, so der Anrufer, stünde nur noch im Weg, dass zunächst von der glücklichen Gewinnerin Transport- und Versicherungskosten in Höhe von 1.000 € beglichen werden müssten und zwar nicht etwa durch Überweisung oder Übergabe von Bargeld, sondern die Angerufene sollte sich im Einzelhandel für 1.000 € sog. Google Play Karten, das sind Wertgutscheine, mit denen man beispielsweise bei Google Play einkaufen kann, besorgen. Er würde sich dann bei ihr wieder melden und die darauf befindlichen Nummern abfragen.
Wenn die Zahlungen von fast 50.000 € bevorsteht, dann sind 1000 € ein überschaubarer Einsatz kann dachte sich die vermeintliche Gewinnerin, lief los und kaufte für 1000 € Google Play Karten.
Später erfolgte dann ein weiterer Anruf und sie gab wie ihr geheißen die auf den Karten stehenden Nummern telefonisch weiter…
Gewinnhöhe, aber auch Kosten steigen stetig
Kaum, dass sie die 1.000 € beglichen hatte, erhielt unsere freudige Gewinnerin eine noch freudigere Nachricht, diesmal per E-Mail. Darin wurde ihr mitgeteilt, dass man sich zu ihren Gunsten geirrt habe. Durch einen Zahlendreher seinen lediglich 49.550 € angekündigt worden. In Wahrheit würde aber der Gewinn 94.550 € betragen.
Aber auch diesmal gab es einen kleinen Schönheitsfehler. Die Transport- und Versicherungskosten würden sich jedoch auf 3.000 € erhöhen. Nachdem bereits 1.000 € gezahlt sind, seien also nur noch 2.000 € offen, für die sie nun wiederum Google Play Karten besorgen sollte. Sobald diese bezahlt sind, stünde der Auszahlung nichts mehr im Wege.
Die Gier der Betrüger kennt keine Grenzen
Vielleicht ahnen Sie jetzt schon wie es weitergeht. Mit Anrufen und E-Mails, für die immer wieder wechselnden Namen verwendet wurden und teilweise versprochen wurde, nach der nächsten Zahlung würde der Fahrer sofort losfahren und das Geld bringen, stieg der in Aussicht gestellte Gewinn sukzessive auf rund 300.000 €. Mal hatte sich der Betrag erhöht, da doch, dass er zunächst liegen gelassen wurde, weil wurde noch zusätzlich ein Luxus Auto draufgepackt, dass dann, weil es die Gewinnerin nicht haben wollte, in Geld umgewandelt wurde …
Die Gebühren, die zu berappen waren, stiegen auch so exorbitant an, dass unsere glückliche Gewinnerin richtigen Stress hatte, überhaupt innerhalb der jeweils gesetzten knappen Zeitspannen so viele Google Play Karten auftreiben zu können, wie erforderlich waren, um die geforderten Beträge zu erreichen. Ihren Bitten, ob sie denn nicht einfach das Geld überweisen könne, wurde dabei jeweils eine Absage erteilt. Am Ende hat sie gutgläubig 48.000 € in Google Play Karten an die Betrüger, die einmal sogar ein offizielles Zertifikat über den Gewinn mit dem Logo von Euromillions versehen nebst Unterschrift eines vermeintlichen Vorstands, übersandt hatten, bezahlt.
Damit aber nicht genug. Die Betrüger wurden immer dreister. Zuletzt wurden noch 20 % Mehrwertsteuer in Höhe von weiteren 40.000 € verlangt, die demnächst zur Zahlung fällig werden. Jetzt sogar damit gedroht, dass dann, wenn die Zahlung nicht freiwillig erfolgt wäre, man gezwungen wäre eine Abbuchung von ihrem Konto vorzunehmen.
Mit ihrer letzten Forderung haben die Betrüger den Bogen endgültig überspannt. Die nun gar nicht mehr so glückliche Gewinnerin hat das Vertrauen in die Redlichkeit der Anrufer verloren und sich stattdessen an uns gewandt. Statt des Geldes werden sie nun eine Strafanzeige erhalten, wobei, da so geschickt agiert wurde, dass außer E-Mail-Adressen und fingierten Namen nicht bekannt ist, besonderes Engagement der Staatsanwaltschaft und Glück gefragt ist, wenn diese dingfest gemacht werden und nicht weiter Menschen, die vom großen Glück träumen, in die Gwinnfalle zu locken.
Anmerkung:
Die Betrüger haben bei dem Versand ihrer E-Mails stets den Mailer proton verwendet mit der Endung …@proton.me. Als Absender wurde wechselweise die Prime Group GmbH, eine nicht existente Firma, sowie euromillions verwendet.
Wenn Sie jetzt meinen selber schuld. Wie kann man so leichtgläubig sein, dann ist dies zu kurz gegriffen, denn es handelt sich hierbei um keinen Einzelfall, sondern um einen international agierenden Betrügerring, der nun sein Glück auch in Deutschland versucht. Dieser ist so aktiv, dass Google auf seiner Support Seite bereits darauf verweist, dass im Fall eines Betrugs mit Google Play Karten durch Google keine Kostenerstattung stattfindet. Gleichzeitig wird aber Geschädigten eine Möglichkeit angeboten, Karten, soweit diese noch nicht eingelöst sind, sperren zu lassen. Wenn Sie auch auf die Betrüger reingefallen sind und Ihnen schnell genug ein Licht aufgeht, dann haben Sie vielleicht noch die Möglichkeit durch Einschaltung von Google den Schaden zu begrenzen. Sehr hoch ist die Hoffnung aber nicht, weil davon auszugehen ist, dass die Betrüger sofort nach Erhalt der Nummern anfangen die Daten zu Geld zu machen. Unklar ist dabei, ob die Betrüger Wege gefunden haben, die Guthaben sofort in Geld umzusetzen oder aber diese über eine der zahlreichen Plattformen im Internet, die mit Guthaben handeln, vertrieben werden und am Ende, wenn der Käufer nicht einlöst, bevor Google die Karte gesperrt hat, der Käufer der rechtswidrig beschafften Daten das Nachsehen hat.
Diese Betrugsmasche lässt sich auch auf alle anderen Wertkarten übertragen und ist nicht nur auf Google Play beschränkt. Um sich zu schützen, sollten Sie, wenn Ihnen ein Anrufer am Telefon einen Gewinn verspricht sofort auflegen. Gleiches gilt, wenn Sie vor Erhalt des Gewinns eine Zahlung leisten sollen. Merken Sie sich einfach: Gewinner bezahlen nicht!