Während die Zahl der Privatinsolvenzen in Deutschland (Verbraucherinsolvenz) seit dem Jahr 2011 rückläufig war und sich von 136.033 im Jahr 2011 auf 56.324 im Jahr 2020 stetig reduziert hat, haben sich im Jahr 2021 die Privatinsolvenzen sprunghaft auf 109.031 nahezu verdoppelt und bewegen sich damit bereits über dem Niveau von 2015 (Quelle: Statista 2022).
Potenziert sich der Anstieg der Privatinsolvenzen durch den Ukrainekrieg weiter?
Der sprunghafte Anstieg der Verbrauchinsolvenzverfahren dürfte letztendlich Folge der Corona Pandemie und der damit verbundenen staatlichen Restriktionen sein, die dazu geführt haben, dass viele Haushalte deutlich spürbare Einbußen hinnehmen mussten, die nicht durch staatliche Hilfen aufgefangen worden sind.
Dies dürfte aber nur der Anfang sein, denn aufgrund der stark gestiegenen Preise für Artikel des täglichen Lebens, wie Lebensmittel einerseits, explodierender Energiepreise (Kraftstoff, Gas, Strom) andererseits ist damit zu rechnen, dass die Zahl der Privatinsolvenzen im Jahr 2022, aber auch in den Folgejahren, das Niveau von 2011 deutlich übersteigen werden. Eine Teuerung der allgemeinen Lebenshaltungskosten von mehreren 100 € im Monat können viele Menschen in Deutschland bereits jetzt aus ihrem laufenden Erwerbseinkommen nicht finanzieren, weil ein solcher finanzielle Mehrbedarf regelmäßig die Sparrate übersteigt. Wer hier über keine Rücklagen verfügt, auf die er zugreifen kann, was bereits bei jedem 4. Haushalt in Deutschland der Fall sein soll, dessen Finanzplanung kommt hier schnell in eine Schieflage. Aber auch diejenigen, die über Rücklagen verfügen, geraten zunehmend unter Druck, weil zum einen nicht absehbar ist, bis wann die durch den Ukrainekrieg hervorgerufene Energiekrise überhaupt überwunden sein wird und zum anderen auf der Hand liegt, dass selbst dann, wenn auch ohne Lieferungen aus Russland ausreichend Flüssiggas, zur Verfügung steht, aufgrund der erhöhten Gewinnungskosten durch Fracking einerseits, aber auch der enormen Transportkosten andererseits, das vormalige Preisniveau auf absehbare Zeit nicht mehr zu erreichen sein wird. Dies jedenfalls dann, wenn nicht die auf Gas erhobenen staatlichen Abgaben deutlich spürbar reduziert werden. Nachdem aber die Gasumlage nach wie vor nicht vom Tisch ist, im Januar bereits die nächste Stufe der CO2-Abgabe in Kraft tritt und der Fiskus auf derartige Abgaben auch noch Mehrwertsteuer erhebt, werden über kurz oder lang auch Haushalte, die dies nicht für möglich gehalten haben, gerade dann, wenn auch noch Kredite für Konsumgüter zu bedienen sind, in finanzielle Bedrängnis geraten. Nachdem hinter jeder Privatinsolvenz nicht nur ein menschliches Schicksal steht, sondern diese auch gemeinschädlich ist, weil damit berechtigte Forderungen von Gläubigern entwertet werden, ist damit zu rechnen, dass das „Märchen vom reichen Deutschland“ endgültig zu Ende geht.
Unternehmensinsolvenzen weiter auf niedrigem Niveau – Kommt jetzt die Kehrtwende?
Dass die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland im gleichen Zeitraum rückläufig war und sich von 2011 (30.099) -2021 (13.993) mehr als halbiert hat ((Quelle: Statista 2022), verzerrt das Bild, weil durch staatliche Coronahilfen, üppige Kurzarbeiterregelungen und die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht das Bild verzerrt wird und sog. Zombieunternehmen künstlich am Leben gehalten werden. Bricht das so geschaffene „Kartenhaus“ zusammen, kommt das böse Erwachen, weil zu erwarten ist, dass durch diese Verzerrung viele der anstehenden Firmeninsolvenzen massearm sein werden, also selbst, wenn ein Insolvenzverfahren eröffnet und nicht bereits die Öffnung mangels Masse abgelehnt wird, jedenfalls die Quoten für Gläubiger geringer ausfallen dürften, als dies in der Vergangenheit der Fall war.